Astrophotographie in Westaustralien

Westaustralien besitzt einige Eigenschaften, die es zum interessanten Reiseziel für Astrophotographen macht:

  • -25° südliche Breite erlauben einen Blick auf den gesamten südlichen Sternenehimmel
  • Im Bereich nördlich von Geraldton bis rauf zum Cape Range National Park herrscht semiarides Klima mit über 300 Sonnentagen im Jahr
  • Die Himmeltransparenz in Küstennähe ist trotz der geringen Höhe gut.
  • Riesige Flächen sind praktisch vollkommen unbewohnt. Streulich ist ein Fremdwort.
  • Man kann mit dem Wohnmobil an vielen Stellen im Westaustralien Outback wild campen und hat vollkommene Ruhe

Aus diesem Grund habe ich beim meinem WA-Urlaub eine mobile Astrophotoausrüstung mitgenommen. Diese bestand aus einer Vixen GP Montierung mit leichtem Holzstativ, einem 2 KG Edelstahlgegengewicht und einer Skywatcher Synscan Gotosteuerung. Der Montierungskörper fand in einem B&W Fotokoffer platz, der damit insgesamt 12 KG wog. Das Holzstativ wurde im Reisekoffer verstaut. Strom habe ich mir von der Batterie des Wohnmobiles abgezweigt.

Als Teleskop diente das Canon EF 500 f4 Superteleobjektiv, das auf keinen Fall in der Reisefotoausrüstung fehlen durfte. Mit einem Adapter konnte ich es als Teleskop nutzen, aber auch als schnelles Teleobjektiv. Mit einem spezielen Off-Axis Adapter konnte ich auch Autoguiding über meinen Laptop betreiben!

Zusätzlich hatte ich noch das EF 200 f2.8 dabei, mit dem ich auch ohnen Autoguiding fotographieren konnte.

Als Kamera hatte ich meine eigenhändig modifizierte Canon 1000Da samt Zusatzakkus dabei.

Gewichtstechnisch konnte ich diese Aktion durchführen, da Emirates 30 KG Freigepäck nach Australien erlaubt und ich zudem eine Vielfliegerkarte mit 10 KG Zusatzgepäck besaß. Das Teleskop mit Zubehör aber ohne die Optiken kam auf ca. 20 KG Gewicht. Alle Optiken wurden im Handgepäck mitgenommen (und glücklicherweise nicht gewogen...). Hier diente ein Rimowa Alu-Trolley mit Innenfacheinteilung von B&W als Transportbehältnis für das 500er und andere Optiken und die Kameras.

Das größte Problem vor Ort bestand darin die Montierung einzusüden. Der Softwarealogrithmus der Synscan-Steuerung erwies sich als fehlerhaft und benötigt zudem eine sehr gute Vorjustierung um überhaupt zu funktionieren. Der Polsucher für den Südhimmel funktioniert zwar, aber nur wenn man auch weiss welche Sterne wo zu platzieren sind. Die Eichsterne sind so lichtschwach und es gibt so viele störende Feldsterne, dass dies eine schwierige Aufgabe darstellt. Erst nach etlichen Nächten des Suchens und Rumexperimentierens konnte ich den Polsucher zum Einsüden benutzen. Hier ist wirklich Übung und Erfahrung erforderlich!

Ein weitere Aspekt bei solch einer Reise sei erwähnt: wenn man den ganzen Tag mit dem Wohnmobil durch WA fährt (und die Strecken sind alle verdammt lang...), ist man Abends ziemlich geschafft. Nächtelange Fotosessions sind konditionsmäßig kaum möglich. Ich habe an nur wenigen Tagen ca. 4 h pro Nacht beobachtet oder fotographiert und mich dann schlafen gelegt um am nächsten Tag wieder fit zu sein. Zudem lohnt es sich nur an Orten mit wenig Streulicht zu fotographieren. Als beste Standorte haben sich der Kalbarri Nationalpark und das Hinterland von Carnarvon erwiesen. Weniger gut geeignet war der Cape Range NP wegen teilweise starkem Seenebel, sowie das Umland von Perth und Geraldton mit viel Streulicht und kaum Möglichkeit des wild campens.

Leider hat gegen Mitte der Reise die Handbox der Synscan Steuerung den Geist aufgegeben. Da in einem Umkreis von Mindestens 5000 km kein Ersatzteil zu bekommen gewesen wäre, war damit das Abenteuer Astrophotographie im Westaustralischen Outback beendet....in solchen Momenten schätzt man die perfekt optimierte heimische Sternwarte - egal wie schlecht die Astroverhältnisse im heimischen Deutschland auch sein mögen.

Trotzdem waren die stillen Nächte im Australischen Busch ein Erlebnis!

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Kleine Magellansche Wolke mit dem Kugensternhaufen 47 Tucanae
Tarantelnebel in der großen Magellanschen Wolke
Kugelsternhaufen 47 Tucanae